Themenabend:   Geschichte der Ehe

 

Aufmerksam verfolgten die Teilnehmenden den 5.000 Jahre umspannenden Bogen, den Monika Brachmann, Referentin für Matriarchatsforschung, über die Geschichte der Ehe zog. In den alten matriarchalen Kulturen, von denen auch heute noch Reste existieren, bleiben die Menschen zeitlebens in ihren Mutterclans, auch wenn sie Paarbeziehungen eingehen. Dadurch verlieren weder Frau noch Mann ihre soziale Eingebundenheit, falls die Verbindung scheitert. Die Kinder wachsen im Clan der Mutter auf, deren Brüder als soziale Väter fungieren.

Erst durch das Patriarchat, das die Vaterlinie in den Vordergrund rückte, wurde die Ehe immer wichtiger: Während die Mutterschaft eindeutig war, musste die Vaterschaft durch Reglementierung der Frauen sicher gestellt werden.

Älteste Gesetze zur Ehe stammen von den Sumerern 2.460 v. Chr.

Später beendete das Christentum die Tradition lösbarer Paarbeziehungen, z.B. die Friedelehe bei den germanischen Stämmen. Ob dynastische Ehen aus politischen Gründen oder Versorgungsehen aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen wurden, sie waren immer eine Zweckgemeinschaft. Die bürgerliche Liebesehe entstand erst im 19. Jahrhundert. 

Angesichts der hohen Scheidungsraten und der großen Zahl alleinerziehender Mütter stellte die Referentin fest, das das idealisierte Ehe- und Familienmodell den hohen Erwartungen gar nicht genügen kann. Eine gesellschaftliche Diskussion, die andere Lebensformen nicht abwertet, ist daher längst überfällig.

 

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Themenabend: "Kennst du eine Autistin, kennst du eine Autistin"

 

Euregia - Frauenwege zwischen Rhein und Maas - und manchmal überschreiten wir Grenzen, denn dieses Mal ging es nicht um Frauen aus der Vergangenheit und nicht aus dem näheren Umfeld.

 

Der Vortrag von Christa Heyer, in dem sie Gee Vero, eine Autistin, Künstlerin und Schriftstellerin vorstellte, die in Grimma in der DDR geboren wurde, fand bei den Zuhörenden sehr viel Zuspruch. Besonders erfreulich war es für die Referentin das hohe Maß an Beteiligung bei der Kunstaktion zu erleben. 

"The Art of Inclusion" eine weltweite Aktion, die Gee Vero 2010 ins Leben gerufen hatte, um Menschen unterschiedlicher Herkunft, Alter, Fähigkeiten, Geschlecht und aktueller Lebenssituation zu animieren, ein Bareface, nach ihren eigenen Vorstellungen zu beenden, wurde während des Vorlesens begeistert angenommen. Die spontanen Resultate können sich durchaus sehen lassen. 

 

Inklusion ist das Ziel - Voraussetzung ist Wissen um Andere, Respekt vor Anderen und Akzeptanz der Anderen. Ein kleines Stückchen eines Brückenpfeilers von Mensch zu Mensch wurde an diesem Abend sicherlich gebaut.

 

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Wo die freien Frauen wohnen - Filmabend

 

Es gibt sie tatsächlich, die Reste der matriarchalen Gesellschaft. Ein sehr eindrucksvolles Beispiel erlebten zahlreiche Gäste beim ersten EUREGIA-Filmabend im Café Kultur.

 

Im Süden Chinas, rund um den Lugo-See, lebt das matriarchal organisierte Volk der Musuo. Die Menschen bleiben zeitlebens ihrem Familienclan verbunden, der von der jeweils ältesten Frau (Großmutter) geführt wird. Neben der Ältesten gehören ihre Schwestern und Brüder, Töchter und Söhne sowie Enkelinnen und Enkel zum Clan. Musuo heiraten nicht, stattdessen pflegen sie "Besuchsbeziehungen", das heißt: Liebespaare besuchen sich zwar, aber leben und arbeiten auch weiterhin in ihren jeweiligen Familien. Durch das Aufgehobensein in der Großfamilie bedeutet das Ende einer Beziehung daher für die Frauen und ihre Kinder keine soziale oder finanzielle Bedrohung. Auch die Erziehung lastet nicht auf den Schultern der einzelnen Mütter, sondern wird von der gesamten Familie getragen.

 

Diese mütterlichen Strukturen bedeuten ebenso mehr Freiheit für die Männer. Biologische Vaterschaft ist den Musuo nicht wichtig. Stattdessen sorgen Männer für die Kinder ihres eigenen Clans mit, also für ihre Nichten und Neffen. Indem sie im Clan ihrer Mütter mitarbeiten, müssen sie keine Verantwortung für die Versorgung einer eigenen Kleinfamilie übernehmen.

Privatbesitz beanspruchen die Musuo für sich nicht, Besitz gehört dem Clan. Dadurch werden alle mit dem versorgt, was sie brauchen.

 

Im Film beeindruckte besonders die Gelassenheit und die Fröhlichkeit der Menschen, die eine große Zufriedenheit ausstrahlen.

Nachdem das Volk Musuo von der chinesischen Mehrheit lange als rückständig und minderwertig betrachtet wurde, wird nun seit einigen Jahren von offizieller Seite die Besonderheit ihrer Lebensform hervorgehoben. Allerdings nur, um sie wirtschaftlich durch Tourismus auszunutzen. Die Musuo schaffen es bisher, einen Teil der neuen Einflüsse für sich zu nutzen und sich dem Rest recht erfolgreich zu entziehen. Wir wünschen, das ihnen das auch in Zukunft gelingt!

 

Der berührendende Dokumentarfilm von 2014 stammt von Uschi Madeisky (Elisabeth-Selbert-Preisträgerin 2015), Daniela Parr und Dagmar Margotsdotter.

 

Der 90 minütige Film ist als DVD beim Christel-Göttert-Verlag erhältlich:

ISBN: 978-3-939623-51-9
32,00 €

 

Eine spannende Ergänzung zum Film ist das Reisetagebuch von

Dagmar Margotsdotter-Fricke: 

"Am Herdfeuer"ISBN: 978-3-939623-59-5
Christel-Göttert-Verlag 2016
19,80 €

 

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  Von Paris nach Straelen und zurück – Erika Tophoven

 

Paris im Herbst 1956: Bei einer Einladung begegnet die junge, frischgebackene Dolmetscherin dem Samuel Beckett-Übersetzer Elmar Tophoven. Er bittet sie, einen Text des Schriftstellers ins Deutsche zu übertragen. Damit waren die Weichen gestellt. Neben zahlreichen Literatur-Übersetzungen entstand als unvergleichliches gemeinsames Projekt das Europäische Übersetzer-Kollegium NRW e.V. (EÜK: Straelen). Am 14. September 2016 referierte Henrika Burgener über die 85-jährige Weltbürgerin, Literatur-Übersetzerin und Autorin, die heute in Berlin lebt.

 

Drei Wochen später besuchten wir das Europäische Übersetzer-Kollegium und waren begeistert von der ansprechenden Atmosphäre. Straelen wird durch diese Einrichtung zu einem wahrlich internationalen Ort. Menschen von allen Kontinenten besuchen das Kollegium, das seit 1978 dem mittelalterlichem Vorbild Toledos nacheifert. In der ersten modernen Institution für professionelle Übersetzungen sind die bearbeiteten Sprachen so vielfältig, wie die Themen: Hier wurde schon Goethe ins Norwegische, Grimms Märchen ins Litauische und Hegel ins Koreanische übersetzt. Die großartige Bibliothek mit Sammlungsschwerpunkt Lexika beherbergt 125.000 Bände. In einer umfangreichen Führung konnten wir das Haus kennen lernen, in dem 30 Appartements bis zu drei Monaten zum Wohnen und Arbeiten zur Verfügung stehen. Unser Fazit: Für alle bibliophil veranlagten Menschen ist eine Besichtigung am nächsten Tag der offenen Tür unbedingt empfehlenswert!

 

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Fünf Jahre - Ein Grund zum Feiern

 

 

Mit über 50 Gästen konnten wir am Freitag, den 8. April 2016, das fünfjährige Jubiläum unseres Frauengeschichtsvereins feiern.


Thema des Abends war eine besondere Reise durch die Musikgeschichte. Das Ensemble Con Spirito spielte Stücke vom Barock bis in die Moderne und nahm zwischendurch immer wieder die Rolle der Frau in der Musikgeschichte unter die Lupe. Einvernehmlich durch die Jahrhunderte wurde den Frauen auch in diesem Metier Intelligenz und Begabung abgesprochen. Sie seien allerhöchstens in der Lage, einfache Kompositionen wiederzugeben, hätten jedoch auf keinen Fall Talent, selber etwas zu komponieren.
 Zahlreiche haarsträubende Zitate von Musikern und Dirigenten nahm das Publikum mit Humor zur Kenntnis. Allerdings sind bis heute etliche Werke von Komponistinnen immer noch nicht veröffentlicht. 

 

 

In der Freude über fünf bewegte und ereignisreiche Jahre sollte auch ein solidarisches Zeichen gesetzt werden. Wir haben unser Fest deshalb als Benefiz-Veranstaltung für medica mondiale gefeiert und danken allen Spenderinnen und Spendern herzlich für ihren Beitrag.


Vor über 20 Jahren gründete die Ärztin Monika Hauser ihren Verein zur Unterstützung kriegstraumatisierter Frauen auf dem Balkan. Inzwischen arbeitet die feministische Menschenrechts- und Hilfsorganisation in rund 20 Ländern, unter anderem in Afghanistan, Uganda und im Kongo. medica mondiale hat ein Netzwerk qualifizierter Frauen aus verschiedenen Berufen geknüpft, um Frauen in Krisengebieten ihren Lebensmut wieder zu geben. Mit psychosozialer Hilfe und medizinischer Versorgung, aber auch mit Rechtshilfe und Maßnahmen zur Existenzsicherung konnte medica mondiale bereits für Zehntausende Frauen eine neue Perspektive aus der Ausweglosigkeit schaffen. Um die Rechte von Frauen durchzusetzen, arbeitet medica mondiale auch auf politischer Ebene, zum Beispiel mit der UNO und internationalen Gerichtshöfen.

Wir freuen uns, dass wir in drei Wochen rund um unser Jubiläum eine Ausstellung über die Arbeit von medica mondiale im Kongo zeigen konnten. In Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Viersen wurden über 20 großformatige Fotos im Foyer des Stadthauses präsentiert.

 

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Upcycling - oder wie man alte Kleidung wachküsst!

 

Modische Kleidung bedeutet ewigen Wechsel. Allerdings ist auch ein gewaltiger Einsatz an Giftstoffen damit verbunden und für ein einziges T-Shirt werden 2.000 Liter Wasser verbraucht.
Langlebigkeit und modischer Wechsel - geht das zusammen? Pro Person fallen in Deutschland jedes Jahr 13 kg Altkleider an. Dagegen steht die kreative Idee, unterschiedliche Stücke zu einem neuen zu verarbeiten: „Upcycling“ – Aufwertung statt Entsorgung, also auch weniger Rohstoffverbrauch, Müll und Giftstoffe. Der eigene Kleiderschrank, Omas Dachkammer oder der Flohmarkt werden dabei zur Schatzkiste.

Im Rahmen von „Dülken Kulturbunt“ bot der Verein zwei Workshops an. In den Räumen des Kultur-Cafés der Theodor-Frings-Privatschule entstanden unter fachlicher Anleitung der Textilhistorikerin Dr. Katja Stromberg mit Schere, Nadel und Faden aus abgelegter Kleidung neue, individuelle Lieblingsstücke.

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Christine de Pizan –

eine französisch-niederrheinische Geschichte

 

Im Jahr 1365 n. Chr. geboren, musste sich die früh verwitwete Christine de Pizan um eigene Kinder, jüngere Brüder und ihre Mutter kümmern. Um das Erbe ihres verstorbenen Mannes entbrannte ein jahrelanger Rechtsstreit. Christine war die Alleinernährerin ihrer großen Familie. Sie begann zu schreiben und widmete ihre Werke hochgestellten Persönlichkeiten, wie dem Herzog von Burgund und dem französischen Königspaar Isabel von Bayern und Karl VI.

Nicht zuletzt durch ihren Briefwechsel mit Kunstmäzenen ihrer Zeit war Christine de Pizan Teil eines nordwesteuropäischen Netzwerkes. Dabei waren ihre Schriften keineswegs gesellschaftskonform. In ihrem berühmten Werk, dem „Buch von der Stadt der Frauen“ prangert sie die Rechtlosigkeit der Frauen an und stellt sich einen Ort vor, an dem Frauen in Freiheit leben können. Sie wurde die berühmteste Schriftstellerin der Renaissance und lebte zeitweise am französischen Hof. Ihr Einfluss reichte weit über Frankreich hinaus, denn eine der Hofdamen des Hochadels heiratete einen Herzog von Jülich und Geldern. Diese Hofdame war Marie von Harcourt, spätere Herzogin von Jülich und Geldern,  deren Geschichte sich EUREGIA im Oktober widmen wird.

 

Referentinnen: Maria Claßen, Angelika Kamper, Anna Freier

 

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Frau Professorin Dr. Annette Kuhn ist unser erstes Ehrenmitglied

Prof. Dr. Annette Kuhn
Prof. Dr. Annette Kuhn

 

Am 10.10.2012 feierten wir die Aufnahme von Professorin Dr. Annette Kuhn aus Bonn als erstes Ehrenmitglied des Vereins.

Die Historikerin beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit dem Thema Frauenforschung. Mit dem ersten Lehrstuhl für Frauengeschichte musste sie gegen viele Widerstände kämpfen. Heute sind Forschungsansätze mit frauenspezifischem Blick in der Wissenschaft selbstverständlich.

 

Professorin Dr. Kuhn erzählte einige bezeichnende Episoden aus dem Wissenschaftsbetrieb und stellte dem

Publikum die Atmosphäre der vergangenen Jahrzehnte lebhaft vor Augen.

Noch immer ist sie engagiert für die Frauen in Bewegung. In Bonn eröffnete sie ihr „Haus der Frauengeschichte“, mit dem sich auch der Verein herzlich verbunden fühlt.

 

Die Moderatorinnen überreichten Professorin Dr. Kuhn anschließend die Ehrenurkunde und die Nachbildung einer Muttergöttin von Catal Hüyük für ihre Ausstellung.

Mit herzlichem Applaus bedankten die Anwesenden sich bei ihr für einen spannenden und inspirierenden Abend.

 

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Austausch mit anderen Geschichtsgruppen

Vernetzungstreffen im Stadthaus Viersen
Vernetzungstreffen im Stadthaus Viersen

Seit 2012 finden einmal im Jahr unsere Vernetzungstreffen mit anderen frauenhistorischen Vereinen und Verbänden aus dem näheren und weiteren Umland statt.

Die Teilnehmerinnen stellen die Aktivitäten ihrer Gruppen vor und erarbeiten Ideen für gemeinsame Projekte und Exkursionen. Kurzreferate zu verschiedenen Themen runden den Austausch ab.

Der Nachmittag klingt gemütlich im „Cafe Mokka“ aus.

 

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